Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider Präsident der DGPPN
Sehr verehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,
liebe Freunde der DGPPN,
im Namen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) möchte ich Sie schon jetzt ganz herzlich zum DGPPN Kongress 2010 nach Berlin einladen.
Das Gesicht unseres Kongresses hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. Dabei war das kontinuierliche Wachstum sowohl Motor als auch Folge der Veränderungen. Derzeit ist die wichtigste Neuerung des Kongresses der englische Track. Er schafft die Voraussetzungen dafür, dass nicht- deutschsprachige Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbarländern teilnehmen und sich beteiligen können. Dieser Prozess wird nicht immer ganz reibungslos verlaufen, bietet aber enorme Chancen: der DGPPN Kongress in Berlin kann damit zu dem wichtigsten Treffpunkt für das Fach Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Europa werden. Dies wird aber nicht auf Kosten der deutschsprachigen Angebote geschehen, denn alle englischsprachigen Veranstaltungen werden zusätzlich angeboten!
Im Jahr 2010 wird das Leitthema des Kongresses lauten: Psychiatrie Interdisziplinär.
Dabei verstehen wir Psychiatrie immer als Synonym für die Arbeitsbereiche Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Im Kern wird es um unser Fach im Konzert der anderen medizinischen Disziplinen gehen, aber auch um die Einbettung des Faches in unsere Gesellschaft und um die Schnittstellen zu allen anderen wissenschaftlichen Disziplinen ausserhalb der Medizin. Wir sind sehr gespannt, mehr darüber zu erfahren, wie Psychiatrie und ärztliche Psychotherapie von außen gesehen werden, aber auch wie sich die Welt aus dem speziellen Blickwinkel des Fachgebietes Psychiatrie und Psychotherapie weiter entwickelt.
Zentraler Ausgangspunkt dieser Betrachtungen ist die Unteilbarkeit des Faches: Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik unterscheiden sich grundsätzlich nicht und sind voneinander nicht zu trennen. Es gibt keine psychiatrischen, keine psychotherapeutischen und keine psychosomatischen Störungen, nur Patienten mit psychischen Erkrankungen. Aber die Erkrankungen unserer Patienten haben grundsätzlich alle gleiche biopsychosoziale Phänomene zur Ursache und zur Folge. Versuche, diese Komplexität auf nur eine dieser Dimensionen zu reduzieren oder auszublenden, können nicht erfolgreich sein und schaden letztlich unseren Patienten.
Zweiter Ausgangspunkt ist das neurowissenschaftliche Verständnis des Faches: ohne die psychotherapeutischen und psychosozialen Aspekte gering zu schätzen, gehören die enormen Fortschritte in den Neurowissenschaften heute mehr denn je zum Kontext unseres Fachgebiets. Diese haben wir zu diskutieren und im Hinblick auf deren Bedeutung für Forschung, Lehre und Krankenversorgung zu reflektieren. Von diesem Verständnis her wollen wir die Beziehungen unseres Fachgebiets zu den somatischen Disziplinen untersuchen und diskutieren. Der psychiatrisch-psychotherapeutisch-psychosomatische Konsil- und Liasondienst wird in diesem Zusammenhang ein zentrales Thema sein.
An dieser Stelle aufzuhören würde bedeuten, die gesellschaftlichen Aspekte der Psychiatrie auszublenden. Unser Fach steht in enger Beziehung mit unserer Umwelt und der Gesellschaft. Dadurch ergeben sich auch hier wieder die Fragen nach den Schnittstellen. Psychiatrie trifft Philosophie, Politik, Religion, Biologie, Wissenschaft, Arbeit und Freizeit, um nur einige Themen zu nennen.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich durch diese kurze Einführung aufgerufen fühlen, zu den genannten Problemstellungen beizutragen und ein Symposium, ein Referat oder ein Poster anzumelden. Wir freuen uns natürlich auch, wenn Sie als aktiv aufnehmender Teilnehmer am DGPPN Kongress 2010 in Berlin dabei sind.
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider
Kongresspräsident
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie
und Nervenheilkunde (DGPPN)
