Psyche und Kunst

Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen bieten viel Stoff für künstlerische Auseinandersetzungen. Auf dem DGPPN Kongress erhalten sie eine eigene Plattform.

Jedes Jahr bewerben sich zahlreiche Kunstschaffende mit ihren Initiativen um einen der begehrten Ausstellungsplätze auf dem Kongress. Ob Fotoausstellungen, Zeichnungen oder Kunstobjekte: Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Wir bedanken uns für die diesjährigen Bewerbungen. Gerne nehmen wir Ihre Anmeldungen für Filmvorführungen, Lesungen und Ausstellungen im Rahmen des Kongress 2023 über das Anmeldeformular entgegen.

Kongresseröffnung mit dem inklusiven Orchester "Werkstatt Utopia!"

Utopia ist da, wo man es lebt: Die Werkstatt Utopia stellt sich vor

Die Werkstatt Utopia ist das inklusive Musikprojekt des Vereins KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e. V. und Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung, die leidenschaftlich gerne gemeinsam musizieren. Seit Mai 2018 wird das Projekt von der Aktion Mensch gefördert. Der Trägerverein KulturLeben Berlin setzt sich seit elf Jahren für kulturelle Teilhabe und soziale Inklusion ein, indem nicht verkaufte Kulturplätze kostenlos an Menschen mit geringem Einkommen vermittelt. Das Utopia Orchester ist nicht nur das Herzstück der Werkstatt Utopia, sondern auch das erste inklusive (Laien-)Sinfonieorchester in Berlin und bundesweit. Seit dem Projektstart im Mai 2018 fanden über 40 Musikbegeisterte den Weg in die Werkstatt Utopia und ins Utopia Orchester. Dabei liegt es dem Projektleiter Mariano Domingo am Herzen, Barrieren in den (eigenen) Köpfen zu überwinden und kreative Formen des Zusammenspiels zu entwickeln. Geprobt wird einmal wöchentlich in einem barrierefreien Übungsraum im Seniorenzentrum St. Elisabeth-Stift der Stephanus Wohnen und Pflege gGmbH im Prenzlauer Berg. Pro Jahr finden mindestens zwei große Sinfoniekonzerte statt, dazu kommen Kammermusik-Konzerte und Auftritte bei externen Veranstaltungen. 

Kunstsammlung: Art Brut und Outsiderart

Eckhard Busch Stiftung, Marlies Busch und Verena Diewerge

Die Eckhard Busch Stiftung wurde 2010 von Marlies Busch und Ihrer Tochter in Köln gegründet. Mit der Gründung der Stiftung haben sich beide zum Ziel gesetzt, Initiativen und Projekte sowie Maßnahmen zu fördern, die psychisch erkrankten Menschen und deren Angehörige direkte Unterstützung anbieten. Durch zahlreiche Besuche in Ateliers, Werkstätten und Galerien machten sie die Bekanntschaft mit der »Outsider Art«.
Die Idee einer stiftungseigenen Sammlung entwickelte sich aus dem Projekt „Kalender für die Seele“. Die Kunstsammlung aus verschiedenen Einrichtungen (Museen, Freie Werkstätten, Therapieeinrichtungen) ist inzwischen beachtlich gewachsen und ermöglicht eine Annäherung an das Fühlen und Erleben von Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Fotokunstprojekt BIPOLAR

Mica Wintermayr


„Eine bipolare Frau ist zu allererst ein weibliches Wesen. Die Besonderheit ist, dass ihre Persönlichkeit durch extreme Phasen geprägt ist. Das macht ihr Leben anspruchsvoller, weil sie sich dieser Herausforderung stellen muss. Ein Leben mit Depression und Manie – und dazwischen im vollen Bewusstsein ihres Ichs.“ 

In vielen Gesprächen mit den Teilnehmerinnen wurden die sehr individuellen, starken und symbolischen Bilder der Bipolarität identifiziert. Alle Details besprochen und authentisch umgesetzt. Alle Frauen waren in einer stabilen Phase. Nur so war es möglich, die Symbolik ihrer Manie und Depression fotografisch festzuhalten.

Dieses Kunstprojekt hat den gesellschaftspolitischen Aspekt sich gegen die Stigmatisierung dieser Einzelgruppe einzusetzen. Es steht stellvertretend für viele andere Einzelgruppen, die sich gegen Vorurteil und Diskriminierung täglich erwehren müssen. Die Fotos zeigen „Gesicht und Seele“. Ungeschminkt, intim und verletzlich reichen sie somit dem Betrachter die Hand. Sehen, Fühlen und Begreifen führen zu Offenheit, Toleranz und Akzeptanz.

Die „brutale Realität“ sichtbar machen! 

Historische Fotoausstellung
Eine Fotodokumentation aus dem Westfälischen Landeskrankenhaus Warstein (1970)

Ausstellungsprojekt/Kooperationsprojekt mit Studierenden, zwischen der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Universität Münster (Nicola Willenberg M.A.) und dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

Vergitterte Fenster, Bettensäle, heruntergekommene Toiletten: Die deutsche Anstaltspsychiatrie war bis in die 1970er-Jahre von zahlreichen Missständen geprägt. Mit der Ausstellung „Die ‚brutale Realität‘ sichtbar machen. Psychiatriekritische Fotografien aus den ‚68er‘-Jahren“ thematisiert das Institut für westfälische Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Kooperation mit der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster die unmenschlichen Lebensverhältnisse in den damaligen Anstalten.

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